Liebe Katharina John, lieber Manfred W. Jürgens, lieber Ulrich Tukur, liebe Gäste!
Wir feiern das 30. Jubiläum des Filmfestivals, das seit 1993 FILMKUNSTFEST heißt. Die Idee dahinter war das Motto vom ‘Film als Ensemble der Künste‘. Der Film tritt in Dialog mit den verwandten Einzelkünsten wie Malerei, Fotografie, Schauspiel und Musik.
Das Schweriner FILMKUNSTFEST hat diesen Dialog immer gesucht. Ob es Konzerte, Performances, Ausstellungen, Lesungen gewesen sind – dieses Festival war immer mehr als Film, auch wenn dieser immer im Mittelpunkt stand.
In dieser Tradition stellt eine Vernissage wie die heutige die perfekte Synthese dieses Leitmotivs dar – eine Ausstellung von Fotografien und Gemälden zur Würdigung eines Schauspielers, der auch passionierter Musiker ist, und der mit seiner Band diese Vernissage musikalisch umrahmt. Da freut sich der Festivalleiter, wenn er so viele Fliegen mit einer Klappe schlägt.
Ich freue mich über den schönen Titel dieser Ausstellung: ‘Auf dem Weg mit Ulrich Tukur‘. Denn auch das FILMKUNSTFEST verbindet mit Tukur eine gewisse Wegstrecke. Zum ersten Mal kam er im Jahr 2000 aufs Schweriner Festival. Unsere Jubiläumsbroschüre vermerkte dazu: ‘Ulrich Tukur kommt mit riesigem Hund aufs Festival‘. Die gute Nachricht, dass Ulrich Tukur den ‘Goldenen Ochsen‘ als Ehrenpreis akzeptiert, ist auch schon wieder zwei Jahre her. Vielleicht haben Sie auch die schöne Dokumentation ‘Ulrich Tukur – Träumer und Suchender‘ gesehen. Über diesen Film bin ich auf seine Frau Katharina John aufmerksam geworden.
Sie ist dort an einem Tisch sitzend zu sehen, hat viele Fotografien vor sich liegen und erzählt anhand dieser Bilder von sich und ihrem Leben mit Ulrich Tukur. Sie hält dieses eine, wunderbare Foto in die Kamera, das bei den Dreharbeiten zum Film HOUSTON von Bastian Günther in Texas entstanden ist. In diesem Moment wusste ich: diese Künstlerin mit ihren Fotografien möchte ich ebenfalls nach Schwerin einladen.
Ich lud Katharina John ein, sie sagte mit Begeisterung zu, äußerte aber einen Wunsch: nämlich eine Malerei ihres gemeinsamen Freundes, des Künstlers Manfred W. Jürgens aus Wismar, ausstellen zu dürfen, das die Rhythmus Boys zeigt. Und so stehen wir heute, 2 Jahre nach der Einladung an Ulrich Tukur, hier, und haben das Glück, nicht nur ihn, sondern noch zwei weitere Künstler und zudem die Rhythmus Boys kennenzulernen - mehr geht nicht.
Ich danke der Sparkasse für die Förderung dieser Ausstellung und die langjährige Partnerschaft, danke an Ulrich Tukur und die Rhythmus Boys, Katharina John, Manfred W. Jürgens, Bärbel Koppe, Rüdiger Ladwig für ihre Begeisterung für dieses Projekt, meinem Kollegen André Lehmann, Frau Gatzke und Frau Grams von der Sparkasse für die schöne Umsetzung.
Nun freue ich mich auf die Einführung in diese Ausstellung durch die Kunsthistorikerin Beatrice Busjan, die nicht nur 20 Jahre lang das Stadtgeschichtliche Museum der Hansestadt Wismar geleitet hat, sondern sich auch gut mit Film auskennt.
Danke sehr.
Sehr geehrter Herr Kufahl, liebe Filmfreundinnen und Kunstfreunde!
Als ich gebeten wurde, diese Ausstellung heute Abend als Kunsthistorikerin mit einigen einführenden Worten zu begleiten, habe ich sehr gern zugesagt. Der Film-Szene dieses Landes bin ich seit mehr als zwei Jahrzehnten verbunden, u.a. aus meiner Zeit als Museumsdirektorin in Wismar und als Vorstandsmitglied des MV Film e.V. bis 2017.
Heute soll es ein kunsthistorischer Blick auf die Ausstellung sein und einer der Leitsätze aller Kunsthistoriker lautet: Nichts ersetzt die Begegnung mit dem Original.
Umso schöner, dass wir heute Abend unsere Begegnungen mit dem Original feiern können: In den Werken von Katharina John und Manfred W. Jürgens. Sowie in der Begegnung mit Ulrich Tukur. Vermutlich geht es mir in dieser Begegnung so wie vielen von Ihnen auch. Ich kenne Ulrich Tukur bislang ausschließlich in seinen Rollen. Bei mir begann es mit seinem ‘Willi Graf‘, ich sehe außerdem ‘John Rabe‘ und ‘Bernhard Grzimek‘ vor mir oder auch ‘Felix Murot‘ und ‘Georg Lehnert‘. Keine Angst: Die Laudatio für den Ehrenpreis-Träger des 30. Filmkunstfestes Mecklenburg-Vorpommern folgt an anderem Ort, nicht hier und heute. Doch erlauben Sie mir eine persönliche Erinnerung.
Im Winter 2018 besuchte ich in der Hamburger Elbphilharmonie ein Konzert von Ulrich Tukur und den Rhythmus Boys. Zwischen den einzelnen Musikstücken trug Tukur damals Gedichte vor und erzählte kleine Geschichten. Eine Story irrsinniger als die andere, schilderte er in der Ich-Form vermeintlich wahre Begebenheiten. Der Historikerin in mir war im Hören vollkommen klar, dass diese Geschichten so nicht stimmen können. Aber seit jenem Abend weiß ich: Ich glaube diesem Mann einfach alles.
Das ist bei seiner Frau vermutlich nicht der Fall. Die Fotografin Katharina John hat sich vor drei Jahrzehnten entschlossen, an der Seite von Ulrich Tukur zu leben. Wenn wir in dieser Ausstellung mit ihren Werken also Auf dem Weg mit Ulrich Tukur sind, dann erleben wir ihren ganz besonderen und einmaligen Blickwinkel.
Katharina Johns berufliche Wurzeln liegen im Theater. Sie arbeitete zunächst an verschiedenen deutschen Häusern in Hamburg, Berlin und Frankfurt als Bühnenbildnerin. Seit dieser Zeit ist Katharina John mit dem Geschehen auf der Bühne ebenso vertraut wie dem im Backstage-Bereich. Die Arbeit als Bühnenbildnerin bedeutete aber auch: Wenn sich zur Vorstellung der Vorhang hob, dann hatte John in persona die Bühne zwar verlassen, war aber zugleich in ihren Gestaltungen und Arrangements von Bühnenbild und Kulisse stets präsent. Und viel mehr als das: Menschen, die damals mit ihr zusammengearbeitet haben, erinnern sich bis heute daran, dass sie ‘nicht viel sprach‘, und dass sie ‘nicht nur fürs Bühnenbild arbeitete, sondern auch noch die Vorstellung ‘fuhr‘, ja sich eigentlich um alles kümmerte.‘ Johns Weggefährten wissen von ihrem Streben nach Perfektion und kennen ihre vielen Fähigkeiten und Talente. Aus dieser Fülle heraus fand Katharina John ihren Fokus, als sie vor gut 20 Jahren begann zu fotografieren. Als Autodidaktin, ganz im Vertrauen auf ihre Intuition, machte sie sich daran, diese künstlerische Technik auszuloten, und sie hat sich deren Eigenschaften und Möglichkeiten souverän zu Eigen gemacht.
Nachdem Katharina John und Ulrich Tukur 1999 nach Venedig umgezogen waren, setzte sie ihre fotografischen Beobachtungen an der Lagune und auf verschiedenen Reisen fort. Doch bevor wir ihr dahin folgen, bleiben wir noch einen Moment gedanklich in Venedig. Hier treffen nämlich John und Tukur eines Tages den Mecklenburger Manfred W. Jürgens.
Jürgens stammt aus Grevesmühlen im heutigen Landkreis Nordwestmecklenburg und arbeitet seit 1993 freischaffend als Maler. Porträts und Stilleben sind Schwerpunkte seiner künstlerischen Arbeit, wobei er selbst diese Trennung der Genres wohl gar nicht vornehmen würde, denn er porträtiert eine wilde Erdbeere mit ebenso viel Charakter wie Menschen vom Kind bis zum Greis. Seit einigen Jahren sind seine Werke in Jürgens' Atelier-Galerie in Wismar allen Interessierten zugänglich. Seine vegetabilen Modelle findet er dort quasi vor der Haustür. Und was die Menschen angeht, die er porträtiert, hält es sich wohl die Waage, wen er anspricht, dass er ihn malen möchte und umgekehrt, wer bei ihm anfragt nach einem Porträt.
Aber wie kommt es nun, dass ein mecklenburgischer Maler eines Tages bei John und Tukur in Venedig vor der Tür steht? Ulrich Tukur und Manfred W. Jürgens haben beide, unabhängig voneinander, von ihrem Kennenlernen berichtet. Es wird Sie vermutlich nicht wundern, dass die Geschichten, welche die beiden erzählen, nicht ganz deckungsgleich sind. Niemals erleben ja zwei, die denselben Raum betreten, dasselbe. Der Kern beider Erzählungen aber stimmt überein: Jürgens wollte Tukur porträtieren (was er auch tat) und er traf dabei auf Katharina John, was ganz und gar unvorhergesehen war. Jürgens meinte später einmal: ‘Was Katharina John und mich verbindet, ist die Neugierde. Diese verdammte Neugierde am Substanziellen unseres Lebens. Wir müssen gestehen, dass wir uns tatsächlich für Menschen interessieren.‘
Ich denke, es gibt zwei weitere künstlerische Momente, die die beiden teilen. Fotografie und Malerei – das sind zwei Verfahren der Bildschöpfung, die zu Beginn ihrer Koexistenz vor 180 Jahren in einem heftigen Wettbewerb zueinander standen, vor allem weil kurzsichtige Zeitgenossen davon ausgingen, das eine würde sicher das andere ablösen. Weit gefehlt, wie wir heute wissen.
Fortschritt besteht eben nicht darin, vorhandene Fähigkeiten durch eine neue Erfindung überflüssig zu machen. Die Futuristen meinten ja Anfang des 20. Jahrhunderts, Neues könne man nur auf den Trümmern des Alten errichten. Wir haben diese zerstörerische Kraft des Futurismus und seinen Kult der Geschwindigkeit noch lange nicht überwunden. Er prägt bis heute manche Diskussion um die Moderne. John und Jürgens aber kümmert beide gleichermaßen nicht, was wohl gerade modern sein könnte. Mit großer innerer Freiheit arbeiten sie in ihren heute traditionellen Techniken. Doch nicht die Historizität ihrer Fotografie oder Malweise ist für sie ausschlaggebend, sondern deren Ausdrucksmöglichkeit.
Für John bedeutet dies: Sie fotografiert ausschließlich mit analoger Technik und in schwarz-weiß. Während der Maler im Atelier inszeniert, Licht setzt und anordnet, ist es John wichtig, genau darauf zu verzichten. Ebenso verzichtet sie auf jedwede Nachbearbeitung ihrer Werke, wie sie in der digitalen Fotografie selbstverständlich sind. Im Ergebnis besitzen Johns Fotografien eine Überzeitlichkeit, die auch Jürgens‘ Werk innewohnt.
Neben diesem Moment der Zeitlosigkeit gibt es in Johns Werk wie bei Jürgens den großen Moment der Stille. Schauen Sie auf das Gemälde hier: Sogar, wenn Jürgens Musiker mit ihren Instrumenten in der Hand abbildet, bleibt es still. Denn das Gemälde zeigt den gespannten Moment, bevor die Musik einsetzt. Eine besondere Stille prägt auch Johns Fotografien von Ulrich Tukur, die hier um uns versammelt sind.
Als Zuschauer und Zuschauerinnen kennen wir Ulrich Tukur, sei es auf der Bühne oder im Film, immer in Bewegung. Mag Tukur in seinem Spiel auch innehalten, das Tempo anziehen oder drosseln – stets sehen wir ihn in einer Folge von Bildern. Ein Film entsteht ja technisch betrachtet genau dadurch, dass eine Abfolge von stehenden Bildern in solch einem Tempo hintereinander projiziert wird, dass unser Sehsinn daraus fließende Bewegungen wahrnimmt.
Und genau hier greift Katharina John ein. Sie hält die Bewegung an. Katharina John verwandelt als Fotografin das bewegte Leben und den Film zurück in ein Bild und in ein stilles Monument. Ulrich Tukur hat einmal geschildert, was er erlebt, wenn er auf der Bühne steht: ‘In dem Moment, wo eine starke Aktivität da ist, die mich ausfüllt, habe ich Ruhe.‘ So beschreibt er die weite Spanne, die sich ihm dann auftut zwischen äußerer und innerer Welt. Wir als Publikum sehen, wenn Tukur auf der Bühne agiert, die Bewegung und die Aktivität. Aber seine innere Welt, die Ruhe, die sich in ihm ausbreitet, die können wir in Katharina Johns Fotografien erkennen. John bildet eben nicht das Äußere ab, sondern macht das Innere sichtbar.
Vom Moment zum Monument braucht die deutsche Sprache nur zwei kleine zusätzliche Buchstaben. Und die Kunst? In den großformatigen Abzügen hier in der Ausstellung tritt uns Ulrich Tukur in Porträts und Momentaufnahmen bisweilen überlebensgroß entgegen. Das kennen wir als Kinopublikum durchaus von der Leinwand: Auch im Kinosaal begegnen wir den Filmpersonen schließlich in Überlebensgröße. Das allein kann es also nicht sein, wenn manches Bild, manche Figur, die Ulrich Tukur uns zeigt, uns hier in den Fotografien von Katharina John überrascht, konsterniert, ja bisweilen sogar verstört. Lassen Sie sich später unbedingt Zeit bei der Betrachtung der Bilder, dann werden Sie dies ebenfalls verspüren.
Aber woran liegt das? Es ist vermutlich die Stille der Bilder. Diese Stille entsteht nicht nur durch das Anhalten der Bewegung und die Abwesenheit jedes Tones. Die Stille der Bilder entsteht auch dadurch, dass den Momentaufnahmen und Porträts jeglicher Kontext genommen ist, der Ulrich Tukur - ob auf der Bühne oder im Film - untrennbar begleitet, einfasst und deutet. Hier aber, in den Fotografien von Katharina John sehen Sie Ulrich Tukur pur und kontextlos.
Suchen Sie an den Fotografien nicht nach Bild-Legenden - es gibt sie nicht. Vermutlich werden Sie das eine oder andere Motiv einem Film oder Theaterspiel zuordnen können. Aber die Entstehungssituation der Fotografien ist für ihre Bildwirkung nicht ausschlaggebend, und das ist der Grund, warum es auch keine erläuternden Bildlegenden gibt.
Tukur selbst hat Johns Fotografien charakterisiert als ‘unverstellte, magische Momente, die einen Blick ins Innere des Menschen ermöglichen und ihn in seiner eigentlichen Schönheit, seiner Verletzlichkeit und Verlorenheit zeigen.‘ Tukur spricht davon, dass diese Fotographien, ‘einen poetischen Bezug herstellen zum Platz des Menschen in der Welt.‘ Und weil das so ist, sind Johns Fotografien von Ulrich Tukur weit mehr als die Porträts nur eines sehr vertrauten Menschen.
Haben Sie sich schon in diesem Raum umgesehen? Die historische Kundenhalle der Schweriner Sparkasse, in der wir zu Gast sind, war stets auch eine Bühne, auf der die Bank ihre Reputation präsentierte und die Kunden ihr Vermögen und geschäftliches Bestreben. Diese Bühne hat sich Katharina John mit Manfred W. Jürgens gegriffen und zum Resonanzraum ihrer Bilder gestaltet: Die Traversen der Scheinwerfer-Beleuchtung dürfen uns durchaus an Theater und Filmsets erinnern und die schräggestellten Ausstellungwände an Kulissen, aus denen die Schauspieler heraustreten oder vor denen sie agieren.
Ich habe vorhin davon gesprochen, worauf Katharina John in ihren Fotografien verzichtet, nämlich auf Inszenierung und Nachbearbeitung. Wenn Sie sich nun aber gleich den einzelnen Fotografien widmen, dann können Sie einige ihrer Bildmittel entdecken: Sie bestimmt die Perspektive (Houston, sitzend/ Rommel). Sie verschafft den Porträtierten Nähe oder Distanz zum Betrachter. Sie legt fest, wer oder was scharf oder unscharf gezeichnet wird (Dreigroschenoper, Ruth Rupp). Und sie nimmt die äußere Welt – eine Straße, eine Architektur oder eine Stadtsilhouette – immer dann mit ins Bild hinein, wenn diese in Beziehung zur inneren Verfasstheit des porträtierten Menschen steht (Dreigroschenoper/Hamburg; Flur/ Houston; Stadtsilhouette/Rabe).
Johns Fotografien werden in dieser Ausstellung von zwei Gemälden von Jürgens eingerahmt: Am Beginn ein ‘Schneeglöckchen‘, das vom Entstehen und vom Mut, sich im Unwegsamen durchzusetzen, zeugt. Am Ende das Gemälde ‘Kraut und Rüben‘. Wir verwenden dies heute oft als Synonym für Unordnung und Durcheinander. Tatsächlich aber stammt die Wendung aus dem 17. Jahrhundert, als Kohlkraut und Kohlrüben zusammen angebaut wurden. So wie hier Malerei und Fotografie. Das Zusammenspiel der Werke von John und Jürgens können Sie auch in dem Bildband ‘Auf Augenhöhe‘ erleben, der im Wismarer Callidus-Verlag erschienen ist und am Ausgang der Ausstellung ausliegt. So müssen Sie sich nicht allein auf Ihr Erinnerungsvermögen verlassen, wenn diese Ausstellung am 30. September endet. ‘Spiel!‘ ist die Ausstellung überschrieben und ich möchte Ihnen zum Schluss zwei Lesarten dieses Titels anbieten.
Die Erste: Als Ulrich Tukur von einer Berliner Journalistin zu seinen verschiedenen Rollen befragt wurde, zählte diese eine ganze Reihe der Figuren auf, die Tukur bereits dargestellt hatte und meinte ‘… wenn man die alle mal sein kann.‘ Tukurs trockene Replik lautete knapp: ‘Kann man ja nicht. Das Ganze ist immer Spiel.‘ Vor dem Hintergrund dieses Interviews könnten wir den Titel dieser Ausstellung als Ein-Wort-Essenz zum Wesen von Tukurs künstlerischem Schaffen verstehen. Es ist ‘Spiel‘.
Die zweite Les-Art: Ohne jeglichen Kontext kann man das Wort ‘Spiel!‘ als Imperativ, als Befehlsform lesen. Der Ausruf ‘Spiel!‘ ist dann eine Aufforderung an das Publikum, wie es sich der Ausstellung nähern und in ihr bewegen soll. Betreten Sie also die Bühne, die Katharina John Ihnen zur Begegnung mit Ulrich Tukur in ihren Porträts und Momentaufnahmen bereitet hat! Spielen Sie! Liefern Sie sich den Bildern einzeln und in ihrer Abfolge aus. Ich wünsche Ihnen dabei unerwartete Begegnungen und Entdeckungen.
Seien Sie in den Werken von Katharina John und Manfred W. Jürgens nun 'Auf dem Weg mit Ulrich Tukur', dem Ehrenpreisträger des 30. Filmkunstfestes Mecklenburg-Vorpommern.
Vielen Dank und viel Vergnügen.
Guten Abend werte Gäste!
Drei Punkte stehen auf diesem kleinen Zettel: · Bedank Dich, bitte! · Erzähl warum du hier rumstehst! · Verrate ein uraltes Geheimnis! Nicht zu vergessen: Unser Dank geht natürlich an Uli und die Rhythmus Boys, deren Musik uns seit über einem Jahrhundert erfreut.
Ist es nicht großartig, wenn Kunsthistoriker wie Béatrice Busjan das, was wir aus Zufall, kindlicher Verspieltheit oder Wahnsinn ausbrüten, so wunderbar in Worte fassen können! Danke Béatrice!
Katharina John und ich sind sehr froh, heute und in den folgenden vier Wochen hier in der Sparkasse Mecklenburg Schwerin mit unseren Arbeiten Gast sein zu können. Kurz und knapp: Es ist uns ein grosses Vergnügen.
Wir möchten uns an dieser Stelle herzlich bedanken bei den finanzkräftigen Hausherren dieses wunderschönen Gebäudes und natürlich auch bei den Festivalmachern rund um Herrn Kufahl, die uns bei der Umsetzung unserer Wünsche so problemlos unterstützten. Ich kann verraten: Es war nicht einfach mit uns.
Cut. Vor einem Vierteljahrhundert sahen meine Frau und ich einen jungen talentierten Schauspieler in der NDR-Talkshow. Ich sagte: ‘Mit dem würde ich gern mal ein Gläschen trinken‘. Ihre Antwort: ‘Mal ihn doch, dann kannst Du mit ihm Wein trinken‘.
Wochen später klingelten wir an seiner Haustür auf der Giudecca in Venedig. In der Tür stand Katharina John und ich sagte in meiner grenzenlosen Naivität: ‘Warum will ich diesen Schauspieler portraitieren? Diese wunderschöne Frau sollte ich malen‘! Hinter ihr erschien Ulrich Tukur mit den Worten: ‘Wie bitte!‘
Nach weiteren zehn Minuten sass ich in deren Schlafzimmer und sah mir Katharinas Fotos an. Wir kannten uns so gut wie überhaupt nicht. Ulrich trat ins Zimmer mit den Worten: ‘Was machst Du auf meiner Bettkante?‘ ‘Bitte guck mal - diese grossartigen Fotografien Deiner Frau.‘ Gefühlt sind Katharina und ich seitdem befreundet. Uli kam später dazu.
Nun ist es soweit, heute ich darf es endlich verraten. Bisher wussten es nur Katharina und ich: Ulrich Tukur ist ein Ausserirdischer.
Guten Abend!